Aigerim Smagulova

Stethoskop
Mehr erfahren

Leonard Kaminski

Golda
Mehr erfahren

Canan Topçu

Mein erster Koran
Mehr erfahren

Baruch Chauskin

Meine Babuschka
Mehr erfahren

Maria Kogan

Chai-Ohrstecker
Mehr erfahren

Mansur Seddiqzai

Kassetten
Mehr erfahren

Meira Mõtsa

Blumen
Mehr erfahren

Tugay Sarac

Mein Telefon
Mehr erfahren

Julija Filimonova

Chamsa
Mehr erfahren

Maximilian Wall

Zizit
Mehr erfahren

Humayon Tahir

Topi
Mehr erfahren

Sami Alkomi

Mein Opa
Mehr erfahren

Naomi Tamir

Meine Kette
Mehr erfahren

#SeeTheOtherSide

Aigerim Smagulova

Stethoskop
Mehr erfahren

Leonard Kaminski

Golda
Mehr erfahren

Canan Topçu

Mein erster Koran
Mehr erfahren

Baruch Chauskin

Meine Babuschka
Mehr erfahren

Maria Kogan

Chai-Ohrstecker
Mehr erfahren

Mansur Seddiqzai

Kassetten
Mehr erfahren

Meira Mõtsa

Blumen
Mehr erfahren

Tugay Sarac

Mein Telefon
Mehr erfahren

Julija Filimonova

Chamsa
Mehr erfahren

Maximilian Wall

Zizit
Mehr erfahren

Humayon Tahir

Topi
Mehr erfahren

Sami Alkomi

Mein Opa
Mehr erfahren

Naomi Tamir

Meine Kette
Mehr erfahren

#SeeTheOtherSide

Die Objekte

Infotafel

Im Laufe unseres Lebens sammeln wir Gegenstände, die für uns Erinnerungen festhalten. Sie können für Lebensabschnitte, Erlebnisse oder Begegnungen stehen. In diesem Ausstellungsraum erzählen Dir 4 jüdische und 4 muslimische Projektteilnehmende anhand persönlicher Gegenstände Geschichten aus ihren Leben. Die Gegenstände, wie z.B. ein Koran oder ein Salzstreuer, geben Einblicke in die Lebenswelt der einzelnen Personen und bilden eine Brücke zum jüdisch-muslimischen Dialog. Diese besondere Art, Erinnerungen festzuhalten, ermöglicht es, Dialog über Objekte und Geschichten lebendig werden zu lassen. 8 Gegenstände und 8 Geschichten warten auf Dich: Los geht’s.

Die Objekte

Infotafel

Im Laufe unseres Lebens sammeln wir Gegenstände, die für uns Erinnerungen festhalten. Sie können für Lebensabschnitte, Erlebnisse oder Begegnungen stehen. In diesem Ausstellungsraum erzählen Dir 4 jüdische und 4 muslimische Projektteilnehmende anhand persönlicher Gegenstände Geschichten aus ihren Leben. Die Gegenstände, wie z.B. ein Koran oder ein Salzstreuer, geben Einblicke in die Lebenswelt der einzelnen Personen und bilden eine Brücke zum jüdisch-muslimischen Dialog. Diese besondere Art, Erinnerungen festzuhalten, ermöglicht es, Dialog über Objekte und Geschichten lebendig werden zu lassen. 8 Gegenstände und 8 Geschichten warten auf Dich: Los geht’s.

Aigerim Smagulova

Stethoskop

„Das Stethoskop ist ein fester Bestandteil meines Berufsalltages als Ärztin. Das Medizinstudium war der Grund für meinen Umzug nach Deutschland. Die ärztliche Tätigkeit bedeutet für mich ständige persönliche Weiterentwicklung und Wissenserwerb. Der Wissenserwerb gilt als Gottesdienst und religiöse Verpflichtung für alle Muslime. Allein der menschliche Körper mit all seinen Eigenschaften und Funktionen ist ein Wunderwerk, der mich jedes Mal aufs Neue zum Erstaunen bringt, wie allmächtig und allwissend Gott ist. Den Menschen zu dienen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder Politik, ist der gemeinsame Wert, der die Medizin und den Islam verbindet. Diese spirituelle Verbindung zwischen Islam und Medizin schenkt mir Motivation und Kraft auf meinem Lebensweg.“

Aigerim Smagulova, 1990 geboren, ist Muslimin und angehende Ärztin aus Leipzig. 2019 nahm sie an der Schalom Aleikum-Veranstaltung „Sichtbar sein. Jüdinnen und Musliminnen im Gespräch“ in Leipzig teil.

Leonard Kaminski

Golda

„Ich koche sehr gerne. Es wäre zwar schrecklich, wenn ich zum Würzen nur Salz benutzen würde, aber ganz ohne geht es auch nicht. Wenn ich zur Sicherheit nicht so viel Salz beim Kochen genutzt habe, bittet meine Frau mich manchmal um „Golda“, um noch nachzusalzen. Golda Meir verbindet für mich viele wichtige Punkte des Judentums, wie ich es lebe und empfinde. Religiös hat sie keine besondere Relevanz – aber das Judentum ist eben nicht nur eine Religion, sondern auch eine Gemeinschaft und eine Kultur. Seit der Entstehung Israels findet die Wichtigkeit dieser beiden Aspekte des Judentums neben der Religion endlich auch Ausdruck in einem Staat. Ein weiterer für mich besonderer Teil des Judentums: Fortschritt und der Wille, die Welt besser zu machen. Ich bewundere Golda Meir sehr.“

Leonard Kaminski, 1987 in Berlin geboren, ist ein jüdischer Politikberater und Mitbegründer der dritten Herren-Mannschaft von Makkabi Berlin. 2020 nahm er an den Schalom Aleikum-Veranstaltungen „Let’s work it out. Jüdisch-muslimischer Dialog über Sport“ in Berlin teil. 

Canan Topçu

Mein erster Koran

„Als Zehnjährige bekam ich meinen eigenen Koran. Das war 1975 und die Zeit, in der ich mit meinen beiden älteren Schwestern sonntags zur Koranschule ging. Die „Moschee“ in einem ehemaligen Ladengeschäft im Zentrum von Hannover war Gebetsstätte, Treffpunkt für die Männer und sonntags Lernort für Kinder und Jugendliche. Dort verbrachten wir, etwa 30 Koranschüler, den Sonntag, lernten die arabische Schrift entziffern und den Koran lesen. Wir lernten Suren auswendig und bekamen eine religiöse Unterweisung. Wir Mädchen versammelten uns um eine „Hoca hanim“, einer weiblichen „Islamgelehrten“, die uns darüber aufklärte, was für Mädchen und Frauen dem Koran nach Sünde sei, was es für Gebote und Verbote gäbe und wie wir als Frauen uns islamkonform zu verhalten hätten.

Vor und nach diesem Unterricht lasen wir der Reihe nach dem „Hoca“ aus dem Koran vor. Er korrigierte die Aussprache.  Ich las gerne vor – und ich konnte es gut. Nach und nach verlor ich aber die Freude daran, weil ich nichts von dem verstand, was ich las.

Mein Koran hat nunmehr seinen Platz in meinem Arbeitszimmer; vom obersten Fach des Bücherregals aus „wacht“ er über mich. Ein beruhigendes Gefühl! Ich muss stolz auf mich gewesen sein, dass ich den Koran lesen konnte. Das entnehme ich einer Notiz auf der ersten Seite. Denke ich zurück an diese Zeit, dann empfinde ich Freude und Trauer zugleich: Die Freude der kleinen Canan darüber, aus dem Koran zu rezitieren. Und die Trauer über die schlechte Pädagogik. Muslimischen Kindern wünsche ich, dass sie von kundigen Lehrern eine zeitgemäße Einweisung in ihre Religion erhalten und mit der friedenstiftenden Interpretation des Korans aufwachsen.“

Canan Topçu, 1965 geboren, ist eine muslimische Journalistin und Autorin aus Hanau. 2020 nahm sie an der Schalom Aleikum-Veranstaltung „Good News. Jüdisch-muslimisches Gespräch über den journalistischen Alltag heute“ in Berlin teil.

Baruch Chauskin

Meine Babuschka

„Diese Kopie des Passes mit dem Fingerabdruck aus dem Jahre 1929 habe ich erst nachdem meine Babuschka (russ.: „Großmutter“) Berta diese Welt im Jahr 2000 verlassen hat im lettischen historischen Archiv entdeckt. Ich war schockiert: Als 16-jähriges Mädchen musste sie allein ihren Heimatort Višķi verlassen und in die Großstadt Riga gehen, dort um ihre eigene Existenz kämpfen und noch dazu ihre Geschwister unterstützen.  Ihre jiddische Art zu leben, trotz schwerer Arbeit, immer fröhlich zu bleiben, ihre jiddische Sprache sowie ihr ruhiges aber immer bewusstes Handeln haben mein Leben sehr stark geprägt. Sie hat sich ständig von Kinderzeit bis zu meiner Umsiedlung nach Deutschland um mich gekümmert. Bis heute bin ich ihr sehr dankbar. Ich hoffe, dass sich ihre Seele im Himmel über die Erfolge ihrer Enkel- und Urenkelkinder freut.“

1968 in Riga geboren, ist Kantor in der jüdischen Gemeinde Osnabrück. 2019 nahm er an der Schalom Aleikum-Veranstaltung „Mutige Entdecker bleiben! Jüdische und muslimische Senioren im Gespräch“ in Osnabrück teil. 

Maria Kogan

Chai-Ohrstecker

„Auf der Suche nach einem für die Ausstellung geeigneten Objekt habe ich mir überlegt, wer ich bin (meine Mutter würde jetzt sagen „spinn nicht rum, du bist Mascha, fertig überlegt“) und wie ich eben diese Mascha, die mehr oder weniger offensichtlich jüdisch-deutsch-sowjetisch (wie auch immer) ist, in einem Gegenstand erklären kann und einen Schritt in Richtung Sichtbarkeit/Offenheit/Gespräch machen kann. Der Chai-Ohrstecker, den ich immer trage, hat in der jüdischen Tradition eine tiefe Verwurzelung. Judentum bzw. „Jüdisch sein“ hat für mich insgesamt sehr viel mit Leben (und nicht selten Lebensfreude) zu tun. Es ist nicht zuletzt die Art und Weise, wie man ein rechtschaffendes, aber auf keinen Fall den irdischen (auch leiblichen) Freuden abgewandtes Leben führen kann (und soll, manchmal auch muss). Der bekannte Trinkspruch lautet „le chaim!“ – „auf das Leben!“, was angesichts der Geschichte immer etwas bedeutungsschwanger und mit einem bittersüßen Beigeschmack klingt, aber vorzüglich die jüdische Einstellung zur Welt wiederspiegelt.“

Maria Kogan, 1983 geboren, ist eine jüdische Lehrerin aus Köln. 2019 nahm sie an der Schalom Aleikum-Veranstaltung „New School. Jüdisch-muslimisches Gespräch über Antisemitismus an Schulen“ in der Synagogen-Gemeinde in Köln teil.

Mansur Seddiqzai

Kassetten

„Als ich jung war, wollte ich den Koran auswendig lernen. Man liest den Koran nicht einfach, man rezitiert ihn. Es ist eine religiöse Handlung, die einem ganz bestimmten Muster folgt, und dieses Muster – die Sprache, die Melodie – lernte ich von meiner Kassettensammlung. Ich erinnere mich, wie ich bestimmte Stellen immer wieder zurückspulte, um den richtigen Klang der Worte besser zu hören. Die gesichtslose Stimme des Rezitators hallte durch mein viel zu kleines Kinderzimmer, und weil die Wände im Plattenbau dünn waren – und ich keine Kopfhörer hatte – nervte ich damit schon bald nicht nur meine Schwestern, sondern die ganze Nachbarschaft.

Ich habe es nie ganz geschafft, lediglich das erste Drittel habe ich auswendig gelernt. Einen Kassettenspieler habe ich schon lange nicht mehr, aber die Kassetten habe ich wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit behalten. Ein bisschen ähneln die Kassetten meinem religiösen Gefühl heute: etwas aus der Zeit gefallen, intakt, aber nur mit viel Mühe und Vorbereitungszeit abspielbar.“

Mansur Seddiqzai, 1980 geboren, ist Muslim und arbeitet als Lehrer im Ruhrgebiet. 2021 nahm er in Berlin an der Schalom Aleikum-Jahreskonferenz „Goodbye Hate. Bildungsakteurinnen und -akteure gegen Antisemitismus“ teil. Herr Seddiqzai ist ebenfalls als Autor im gleichnamigen 4. Band der Schalom Aleikum-Buchreihe dabei.

Meira Mõtsa

Blumen

„Es gibt viele verschiedene Wege, Blumen zu bewundern. Geschnitten in einer Vase, eingepflanzt in einen Topf oder gar ganz in der Natur. Egal wie, Blumen sind wunderschön. Mit ihren tollen Farben und Gerüchen begeistern sie die Menschen. Blumen sind unkompliziert und vielfältig. Das erkennt man auch daran, dass der Berg Sinai, als die Torah an das jüdische Volk gegeben wurde, ebenfalls mit wunderschönen Blumen geschmückt wurde. Blumen sind also Teil der Schönheit der Natur und sollen den Menschen glücklich machen. Gleichzeitig benötigen sie jedoch viel Pflege und Aufmerksamkeit, um erhalten zu bleiben. Sie erreichen ihr volles Potential nur dann, wenn man auf sie achtet und ihren Bedürfnissen nachgeht. So ist es oft im Leben. Muslimisch- Jüdischer Dialog beruht auf kontinuierlicher und gleichwertiger Investition beider Parteien. Dialog muss aufrechterhalten werden und kann nicht wie ein schöner Blumenstrauß abgeschnitten werden und in einer Vase stehen, sondern muss mit tiefen Wurzeln gepflanzt werden, um nicht zu verwelken. Manchmal kommen Insekten zu den Blumen und versuchen, diese zu zerstören. Konflikte und Vorurteile spalten die Menschen. Wir haben aber die Möglichkeit, unsere Blumen davor zu schützen. Wir haben die Chance, die schönsten und buntesten Blumen in unserem Garten zu haben.

Wie man merkt, sind Blumen für mich etwas Besonderes. Ich schätze ihre Schönheit sehr und wünsche mir, diese Schönheit auf meine Umgebung übertragen zu können.“

Meira Mõtsa, 2003 geboren, ist eine jüdische Schülerin aus Osnabrück. 2020 nahm sie an der Schalom Aleikum-Veranstaltung „Durch unsere Augen. Junge Juden und Muslime im Dialog“ in Berlin teil. Meira ist ebenfalls im 3. Band der Schalom Aleikum-Buchreihe „Gehört werden – Jüdische und muslimische junge Erwachsene im Gespräch“ dabei.

Tugay Sarac

Mein Telefon

„Es ist, rein materiell betrachtet, nichts Besonderes und es ist alt. Aber: Mit ihm habe ich meine erste jüdische Freundin kennengelernt und halte Kontakt zu meinen Freund*innen bei Keshet Deutschland e.V. Mit meinem Telefon habe ich von Menschen gelesen, die mich meine radikalislamischen Gedanken hinterfragen ließen. Und mit diesem Telefon habe ich das erste Mal die Auschwitz-Überlebende Esther Bejerano „sog nischt kejnmol“ singen hören. Es ist ein altes Telefon, aber ein großer Beitrag zum jüdisch-muslimischen Dialog.“

Tugay Sarac, 1998 geboren, ist Muslim und angehender Islamwissenschaftler aus Berlin. 2020 nahm er an den Schalom Aleikum-Veranstaltungen „Coming Out. Jüdisch-muslimisches Gespräch der LGBTIQ“ und „Durch unsere Augen. Junge Juden und Muslime im Dialog“ in Berlin teil. 

Julija Filimonova

Chamsa

„Bei meiner Mutter hing sie in verschiedenen Gestaltungen und Größen überall im Haus an der Wand – wie heute auch bei mir: Die „Chamsa“, das Symbol der schützenden Hand, die Gott über uns hält; die „Hand der Miriam“, der älteren Schwester von Moses und Aaron, die den Weg ins gelobte Land weist; oder auch die „Hand der Fatima“, der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed, die den „bösen Blick“ abwehrt.
Dass die „Chamsa“ ein interreligiöses Symbol ist – bei den Christen ist es die Hand der Jungfrau Maria –, erfuhr ich von einem meiner arabischen Klienten, der mir eine Hamsa aus Algerien als Geschenk mitbrachte.
Aber nicht nur als religiöses Symbol, als Talisman hat die „Chamsa“ für mich eine Bedeutung. Die Hand steht für mich auch für das buchstäbliche „Begreifen“ des mir gegenüberstehenden Menschen und seiner Kultur. Mit der Hand berühre ich den anderen Menschen, manchmal sogar zärtlich … Ich lege die Hand über ihn, um ihn geborgen zu halten. Wenn es ein Klient ist, nehme ich ihn an die Hand, damit er sein Leben hier in der Fremde neu in die Hand nehmen kann. Denn jede Hand, die man einander reicht, ist auch eine Schützende.“

Julija Filimonova, geboren 1968 in Leningrad, ist selbständige Sozialarbeiterin und Gründerin des Servicebüros „FILIMONOVA – interkulturelle Lebens- & Integrationsberatung“ in Hannover. Sie ist eine langjährig erfahrene Akteurin in der Geflüchteten-Arbeit. 2022 nahm sie an der „Denkfabrik Schalom Aleikum“-Veranstaltung „Flucht und Engagement. Jüdische und muslimische Perspektiven“ in Berlin teil.

Maximilian Wall

Zizit

„Als in Deutschland lebender Jude gibt mir mein „Tallit Katan“ jeden Tag immense Kraft. Dieses traditionelle Kleidungsstück ist einzigartig für den jüdischen Glauben und dient als physische Manifestation meiner tief verwurzelten jüdischen Identität und Spiritualität. Das Tragen dieses Gewandes erinnert mich an meine Vorfahren und ihren unerschütterlichen Glauben trotz aller Widrigkeiten sowie an die reichen Traditionen und das kulturelle Erbe auf dessen Bewahrung ich stolz bin.

Für mich haben die vier „Zizit“ (Schaufäden) am „Tallit Katan“ (Kleiner Tallit) eine besondere Bedeutung und dienen als ständige Erinnerung an die 613 in der Tora dargelegten Gebote. Das Tragen dieses Kleidungsstücks hilft mir mich daran zu erinnern das Richtige zu tun und mich mit der göttlichen Gegenwart des Allmächtigen zu verbinden.

Im Kontext von einer vielfältigen und multikulturellen Gesellschaft dienen die „Tzitzit“, ähnlich wie für Muslime der „Taqija“ oder der „Hijab“, dazu, meine religiösen Traditionen und mein kulturelles Erbe nach außen zu tragen. Ich bin stolz darauf dieses einzigartige Gewand zu tragen und ich bin dankbar, Teil einer Gesellschaft zu sein in der Vielfalt sichtbar sein darf und Verständnis und Respekt für alle fördert.“

Maximilian Wall, geboren 1997, ist Student für Wirtschaftsingenieurwesen in Leipzig. Er ist Mitglied der Israelitischen Gemeinde zu Leipzig und Teil des Chazak-Programmes für Studenten und Young Professionals. Im Jahr 2022 hat er am Bildungsworkshop der „Denkfabrik Schalom“ Aleikum 2022 teilgenommen.

Humayon Tahir

Topi

„Diese Kopfbedeckung wird im Orient „Pakol“ oder in Pakistan „Afghani Topi“ (Afghanische Mütze) genannt und hat ihren Ursprung – wie der letztere Name verrät – in Afghanistan. Für einen Muslim symbolisiert eine Kopfbedeckung genau wie die Kippah im Judentum, die Ehrfurcht und Demut vor Gott. Die Kopfbedeckung wird durch das Tragen vor dem Gebet ein zentraler Gegenstand im Alltag der Muslime. Die Tatsache, dass ich als Deutscher mit pakistanischen Wurzeln eine afghanische Mütze trage, mag für einige Menschen vielleicht meinen Sinn für Ästhetik in Frage stellen. Jedoch zeigt sie noch mehr, dass Religion Menschen über Landesgrenzen hinaus miteinander verbindet.

Für mich hat diese Mütze zudem eine weitere besondere Bedeutung. Als ich 2016 für das Studium nach Berlin zog, nahm ich für mein erstes WG-Zimmer bloß eine Handvoll Kleidung mit, einen Qur-ân, einen Gebetsteppich sowie diese beschriebene Mütze. Diese ist also einige der wenigen Gegenstände, die ich noch heute im Besitz habe und mich in meiner Reise durch das Leben hoffentlich noch viele weitere Jahre begleiten wird.“

Humayon Tahir wurde 1993 in Rüsselsheim geboren. Er war zwischen 2012 und 2016 Mitglied und Vorsitzender des Integrationsbeirates des Landkreises Limburg-Weilburg in Hessen. Humayon ist Mitglied der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland KdöR, mitwirkend für PR und Öffentlichkeitsarbeit in der Berliner Gemeinde. Er ist aktiv in vielen interreligiösen Formaten in Berlin, u.a. durch seine Teilnahme am Bildungsworkshop der „Denkfabrik Schalom Aleikum“ 2022.

Sami Alkomi

Mein Opa

„Es ist nicht viel was ich aus meiner syrischen Kindheit noch besitze. Dieses Foto ist eines der wenigen Überbleibsel. Der kleine Junge, der auf dem Schoß des älteren Mannes sitzt – das bin ich. Ich erinnere mich noch genau an den Tag.

Meinem Opa ging es nicht gut, also bestellte mein Vater einen Fotografen, der uns zu Hause besuchen sollte, um meinen Opa aufzunehmen und plötzlich hieß es: „Kinder kommt, wir möchten mit allen ein Foto machen.“ An diesem Tag hatte ich mir die Hand verbrannt und weinte aber mein Opa bestand darauf, dass ich auch auf dem Bild sein sollte. Also tröstet er mich, nahm mich in seinen Arm, und so entstand dieses Foto, das ich immer bei mir habe.“

Sami Alkoma wurde 1980 in al Hassake in Syrien geboren. Er hat 2009 seine Schauspielausbildung absolviert. Sami ist Mitgründer des Vereins „Demokratielotsen. Gesellschaft für Wertedialog und interkulturelle Bildung e.V.“ Er nahm 2022 an der „Denkfabrik Schalom Aleikum“-Veranstaltung „Flucht und Engagement. Jüdische und muslimische Perspektiven“ in Berlin teil.

Naomi Tamir

Blumen

„Auf meiner Kette, die ich fast jeden Tag trage, steht sowohl das arabische als auch hebräische Wort für Glückseligkeit: „Alsaada“ und „Osher“. „Osher“ ist der Spitzname, den mir mein Vater als Kind gegeben hat. Die Kette selbst schenkten mir meine „Safta“ (Oma) und „Saba“ (Opa).

Die Sprache meiner Kette nennt sich „Aravrit“ und besteht aus einer Mischung von Arabisch (Aravit) und Hebräisch (Ivrit). Entwickelt wurde „Aravrit“ von der israelischen Designerin Lavi Turkenich. Ihre Werke waren unter anderem in Dubai zu sehen, als die erste israelische Delegation vor Ort willkommen wurde. Die Symbolik der Verknüpfung der beiden Sprachen lasse ich die Leute selbst interpretieren.

Für mich ist die Kette ein super Conversation-Starter, ob mit Fremden oder Bekannten. Denn sie zeigt, dass ich am jüdisch-muslimischen Dialog mehr als nur interessiert bin. Eine Sichtweise, die von der Mehrheit der deutschen Gesellschaft nicht gehört werden möchte. Meine Erfahrung seit dem Kindergarten bis heute zeigen mir immer wieder aufs Neue, dass es sich nicht um formellen Dialog, sondern um echte und lebendige Freundschaften handelt. Schließlich sind unsere Kulturen und Herausforderungen als „Fremde“ in diesem Land sehr ähnlich.“

Naomi Tamir, 2003 in Bonn geboren, ist als Tochter israelischer Eltern in Deutschland aufgewachsen. Sie studiert Sozialwissenschaften an der Universität Düsseldorf und lernt Arabisch. Naomi ist im Dialogprojekt „Meet a Jew“ des Zentralrats der Juden aktiv und hat 2022 am Bildungsworkshop der „Denkfabrik Schalom Aleikum“ 2022 teilgenommen.